Immekeppel 850 Jahre Jubiläum
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Aktivität - Immekeppelbuch
Das Immekeppelbuch des Heimatvereins: Der Heimatverein hat anlässlich seines 75 Bestehens (03.Mai 1928 - 03.Mai.2003) ein Buch über Immekeppel aufgelegt. Das Buch stammt von Dr. Ferdinand Schmitz (1937) und ist mit einem ergänzenden Vorwort von Dr. Herbert Nicke versehen. Das Immekeppelbuch ist beim Vorstand zu bekommen und wird zu Veranstaltungen des Heimatvereins ausgelegt. Dr. Ferdinand Schmitz schrieb 1937 eine beachtenswerte Abhandlung über die Geschichte von Immekeppel in der heimatkundlichen Beilage „Ruhmreiche Berge!“ der Heiderschen Zeitung. Diese Darstellung ist leider wenig bekannt und es ist daher gut, dass der Heimatverein Immekeppel sie anlässlich seines Jubiläums abdrucken wird. Wie bei allen Publikationen zur Geschichte und Regionalforschung ist auch über die Darstellung von Dr. F. Schmitz inzwischen die Zeit hinweggeeilt und hat einige seiner Forschungsergebnisse und Vermutungen widerlegt bzw. überholt. Es ist der Darstellung von Dr. F. Schmitz kaum anzumerken, in welcher Zeit sie geschrieben wurde, denn er berichtet ausgesprochen anschaulich, sachbezogen und detailgetreu und geht erstaunlich zurückhaltend mit den zu seiner Zeit unvermeidlichen Wendungen und Formulierungen um, die als „Obulus an die herrschenden Zustände“ in ideologischer Hinsicht damals unumgänglich waren. Da die Originaldarstellung ungekürzt und unverändert wiedergegeben wird, muss hier zuvor ein Kommentar vorangestellt werden, welcher die Absicht hat, den momentanen Kenntnisstand vorzustellen (der sicherlich auch nicht für alle Zeiten endgültig sein wird). So wird beim Lesen der historischen Darstellung deutlich, wo sie nicht mehr aktuell ist. Es sind übrigens nur wenige Punkte, die einer Korrektur (besser: Ergänzung) bedürfen, ansonsten ist die Arbeit von Dr. F. Schmitz noch immer sehr brauchbar und für ihr Alter weitgehend noch recht aktuell. Im Wesentlichen haben sich neuere Erkenntnisse ergeben bezüglich - des Besiedlungsbeginns im mittleren Sülztal - der Namensdeutung von Immekeppel - des Alters von Lehnshof, Kirche und Mühle. Dazu vorweg ein paar Details. Schon kurz nach Abschluss der Arbeiten für das Heimatbuch Immekeppel (1966) stieß der Koordinator dieses Werkes, Dr. Gerd Müller, auf Unterlagen und Akten, die auf die bis dahin recht unklare Frühgeschichte Immekeppels und des mittleren Sülztales ein helleres Licht werfen und bis dahin unbekannt waren. Er hat diese neuen Erkenntnisse in sein Buch über die Geschichte von Refrath (1974) einfließen lassen, zumal sie dort auch angebracht waren, denn die Geschichte Immekeppels ist enger mit der Refrather Geschichte verzahnt, als man bis dahin ahnte, doch dazu unten mehr. Aus diesem Buch stammen im Wesentlichen die folgenden Erläuterungen (Müller, 1974, S. 13-78, v.a. 29 ff). Beim rheinnahen Gebiet haben wir es, mehr als im Innerbergischen, mit Altsiedelland zu tun. Schon aus der Steinzeit liegen hier menschliche Spuren vor. Westlich von Refrath hat man 685 Urnengräber ausfindig gemacht. Auch die Latène-Zeit (um 500 v. Chr. bis etwa zur Zeitenwende) hat ihre Spuren hinterlassen (zwei Gräber in Refrath). Um Christi Geburt war das Gebiet von den Tenkterern besiedelt, wie unter anderem die Römer berichten. Um 356/357 drangen erstmals Franken in das Gebiet ein und es kam zu Auseinandersetzungen. Um 450 war vermutlich die Gegend bis auf das Kastell Deutz weitgehend menschenleer. Es kam zu einer nachhaltigen (Wieder-) Bewaldung (Frankenforst und Königsforst). Im Verlauf des frühen Mittelalters (6. bis 8. Jahrhundert) kam dann eine zögerliche, allmähliche Besiedlung in Gang, die sich in den Ortsnamen auf heim noch dokumentiert: Buchheim, Mülheim, Merheim, Ostheim, Kalkheim (Kalk), Vinxheim (Vingst). Es gab in dieser Zeit mit der Heiden- und Brüderstraße auch schon Verkehrsverbindungen nach Osten. Die Heidenstraße führte von Deutz über Refrath, Bensberg, Herweg, Löhe zum Sülztal, das sie beim späteren Immekeppel querte, und zog dann über Hohkeppel und Marienheide weiter nach Osten, bis hin nach Kassel und Leipzig. Die Brüderstraße zweigte von dieser in Frankenforst ab und zog über Untereschbach, Overath und Drabenderhöhe ins Siegerland und darüber hinaus weiter nach Thüringen und Sachsen. Es handelt sich bei beiden historischen Straßen um Teilstücke wichtiger europäischer West-Ost-Achsen von großer Bedeutung. Beide reichen in die früheste Zeit zurück und waren bereits vorhanden, als sich die Besiedlung an ihnen entlang von der Rheinebene in das mittlere Sülztal vortastete. Beginnen wir in der Rheinebene zwischen Köln und Bensberg. Im Jahre 846 ist als erstes ein Hof zu Merheim urkundlich nachweisbar, der dem Grafen Giselbert I. gehört. Dieser Graf Giselbert war es, der in der Folgezeit wichtige Impulse für die weitere Siedlungsgeschichte gesetzt hat. 855 wurde nämlich der Königsforst als Königsgut auf ein fest umgrenztes Gebiet festgelegt bzw. beschränkt, was bedeutete, dass die Randgebiete nun für die Besiedlung und Rodung freigegeben waren. So kam es zu einer aktiven Rodungstätigkeit um den Königsforst herum. Giselbert war einer der ersten, die von der Möglichkeit, neue Siedlungen anzulegen, Gebrauch machten und so entstanden östlich von Merheim neue Siedlerstellen. Zuerst wurde ein Herrenhof (Salhof) angelegt, der zunächst wohl eher provisorisch aussah. Das Inbesitznehmen eines Rodungsortes geschah, indem der Grundherr bzw. sein Beauftragter seine Axt auf den Boden warf. Damit war er rechtskräftig neuer Eigentümer. Die Rodung wurde von einem Schutzwall (Bering) umgeben, meist eine Palisadenwand zum Schutz vor Wild, seltener vor anderen Menschen. Daraus entstand nach und nach der Salhof. Zu ihm gehörten sogleich die (Saaler) Mühle und eine kleine Holzkirche, die Vorläuferin der noch vorhandenen alten Refrather Taufkirche. Das ergab zusammen die Grundausstattung an Infrastruktur: Herrenhof - Kirche - Mühle Die Macht war nach dem Prinzip des Lehnswesens verteilt, also waren die Siedler Halfen und Hörige des Grundherrn. Sie mussten ihm Abgaben leisten, seine Kirche besuchen und seine Mühle benutzen. Nun konnte der Ort anwachsen. Die ersten Namen der neuen Rodungen waren Lugerode (Lückerath) und Riprode (Refrath). Bei Giselberts Tod im Jahre 877 muss dieses erste Rodungsprojekt abgeschlossen gewesen sein. Um die Rodung herum lag Allmende-Land (Gemeinbesitz), das vorwiegend als Waldweide genutzt und als „Heide“ bezeichnet wurde. Auch dort entstanden neue Siedlungen: Wingertsheide, Lustheide. Giselberts Sohn und Erbe Reginhar I. setzte den begonnenen Landesausbau weiter fort. Dabei entstand 893 Gladbach (Bergisch Gladbach). Als Schutzburg auf der nächstgelegenen Bergeshöhe (und Mittelpunkt künftiger Landnahme) ließ Reginhar (900-915) östlich von Refrath die Bannsburg (Bensberg) bauen. Von dort kamen dann die ersten Siedlerscharen ins Sülztal und gründeten 915-918 Sulsen (das spätere Immekeppel). So wurde das Netz der Rodungsinseln am Westrand des Bergischen Landes entlang der Brüder- und Heidenstraße allmählich immer dichter. Um 922 entstand in Refrath eine neue Steinkirche, die alte Taufkirche. Zum Kirchspiel Refrath gehörten 939 unter anderem die Orte Saal, Refrath, Lückerath, Hummelsbroich, Gladbach, Bensberg, Sulsen. Beim Salhof entstand als zusätzliche Befestigung und Schutzanlage 947 die Motte (eine wasserumgebene kleine Festung) in Kippekausen. Immer weitere Höfe kamen zum Refrather Siedlungsverband hinzu und die Landerschließung erstreckte sich dabei immer weiter nach Osten, teilweise direkt entlang der Heidenstraße, was in der regionalen Geschichtsforschung früher leider überhaupt nicht beachtet wurde. Man übersah die Tatsache, dass die genannten Orte sich wie auf einer Perlenschnur an der Heidenstraße entlang aufreihen: Saal, Refrath, Sulsen (Immekeppel), Hurden, Birken (bei Moitzfeld), Löhe, Herweg, Hohn (Großhohn), Busch. Alle diese Höfe gehörten zunächst zur Refrather Kirche (!), welche sie über die Heidenstraße relativ einfach erreichen konnten. Die übrigen Orte, die bei Müller aufgelistet werden, liegen fast alle an der Brüderstraße, also ebenfalls an einer ausgesprochenen Leitlinie. Merheim, Gladbach und Bensberg entwickelten sich im Laufe der folgenden 150 Jahre mehr und mehr zu selbstständigen Orten, später sogar zu eigenständigen Kirchspielen. Sie gehörten dann auch zeitweise verschiedenen Grundherren. Am Ende des 11. Jahrhunderts werden „Ausbaumaßnahmen“ erkennbar: die Burg Bensberg sowie die Motte in Kippekausen werden in Steinbauweise erneuert und erweitert. Inzwischen waren große Teile des Gebietes im Besitz der Grafen von Loon. 1166 fällt deren Besitz an das Kloster Meer (bei Neuß), das nun für mehrere hundert Jahre Grundherr wird. Die Nennung von Sulsen in dieser Urkunde sah man früher als die Erstnennung des Ortes an und das führte auch dazu, dass 1966 die 800-Jahr-Feier ausgetragen wurde. Die Anfänge von Immekeppel im Sülztal (anfangs als Sulshof oder auch Sulsen bezeichnet), wurden oben indirekt bereits mitskizziert. Sulsen entstand zunächst als Filiale des Refrather Lehnsverbandes, war dann später aber Sitz desselben, besonders unter der Lehnshoheit des Klosters Meer. Selbst die Sulsener Mühle war nun für die Refrather Bauern Zwangmühle, obwohl sie doch weit entfernt lag. Bereits bevor der Lehnsverband an das Kloster Meer fiel, hatte der vorige Lehnsherr, Graf Immo von Loon, dort die später nach ihm benannte Ymminkapellin, die Vorläuferin der heutigen Pfarrkirche, errichten lassen, nach welcher der Ort noch heute seinen Namen trägt. Die Furt der Heidenstraße durch die Sülz (die erste auf dem Weg von Köln nach Kassel, für Wagen und Fuhrwerke etwa eine Tagesreise vom Rhein entfernt), der Lehnshof, das Lehnsgericht, die Mühle und die Kirche bildeten ein für die damalige Zeit durchaus typisches und gut funktionierendes Zentrum, unabhängig von der geringen Größe des Ortes; denn diese wurde ja durch die Zugehörigkeit der vielen Höfe der Umgebung aufgewertet. Ähnlich wie das benachbarte Untereschbach, das an der Sülzfurt der Brüderstraße lag, hatte also auch Sulsen/Immekeppel mit der Furt der Heidenstraße seinen verkehrsbedingten Wirtschaftsfaktor, den die lokale Heimatforschung leider stets unbeachtet gelassen hat. (Die Furt verlagerte sich im Laufe der Zeit weiter nach Norden und zwar zwischen Haus Thal und Brodhausen. Das mag der Grund sein, warum Haus Thal, die kleine, rätselhafte Wasserfestung, entstand. Solche Anlagen lagen oft in den Tälern an den Furten wichtiger Fernstraßen.) Die Besiedlung des Gebietes um Immekeppel wurde also nach den Erkenntnissen von Dr. Gerd Müller ab bzw. nach dem Jahr 915 in Angriff genommen. In diesem Zusammenhang muss auch der Lehnshof an die Sülzfurt gebaut worden sein. So war Immekeppel also zunächst eine Filiale des Refrather Siedlungsverbandes. Ein bedeutender Faktor, der diese Standortwahl mit bestimmt hat, dürfte neben der Furt der Fernhandelsstraße auch die Wasserkraft der Sülz gewesen sein, die hier eine zuverlässigere Mühle ermöglichte als am kleinen Saaler Bach in Refrath, der häufig zu wenig Wasser führte. Bezeichnenderweise mussten die Refrather die Immekeppeler Mühle ja auch als Zwangmühle nutzen. Umgekehrt gehörten die Sulsener Bewohner weiterhin zur Refrather (später Bensberger) Pfarrkirche, obwohl sie später eine eigene Kapelle hatten, damals eine von vielen gleichartigen entlang der Heidenstraße von Köln bis Kassel. Diese Kapelle ist, wie Müller rekonstruiert, unter Graf Immo von Loon erbaut worden, der in der Zeit zwischen 1046 und 1078 nachweisbar ist. Kein Wunder also, wenn diese Kapelle nach ihm benannt wurde. Mit zunehmender zentraler Bedeutung des Sulsener Lehnshofes wird auch die Bedeutung der Immo-Kapelle (Ymminkapellin) gewachsen sein, die dann in den Akten ab etwa 1200 auch regelmäßig erwähnt wird und schließlich sogar den alten Ortsnamen verdrängt hat. Dennoch blieb Immekeppel weiterhin kirchlich zu Refrath (Bensberg) gehörig. Es war Bensberger Vorrecht, Taufen und Beerdigungen zu erledigen, während nach und nach die übrigen Sakramente in Immekeppel gespendet wurden. Das brachte der Volksmund auf die Formel: „Zu Fuß nach Immekeppel, getragen nach Bensberg!“ Erst 1845 wurde die Pfarre Immekeppel komplett eigenständig. Die Entwicklung von Immekeppel hat Dr. F. Schmitz grundsätzlich so geschildert, dass sie auch heute noch weitgehend gültig ist. Korrekturen müssen nur angesichts der oben dargelegten neueren Erkenntnisse vorgenommen werden und daraus ergeben sich für folgende Punkte die nachfolgenden Erklärungen: 1. Namensdeutung Die Namensdeutung „Immekeppel“ bei F. Schmitz zeigt sehr deutlich, wie man einem Ortsnamen beizukommen versucht, wenn seine Entstehung nicht mehr bekannt ist. Auch wenn wir heute den Ortsnamen von der Immo-Kapelle ableiten, so ist doch die Darstellung von Schmitz ein lehrreiches methodisches Beispiel für den Einfallsreichtum, der bei der Ortsnamenforschung bisweilen nötig ist. 2. Lehnshof und Mühle Die Erstnennungen 1164 für den Lehnshof und 1309 für die Mühle treffen nicht mehr zu. Der Vorgänger des Lehnshofes muss nach den Erkenntnissen von G. Müller in die Zeit um oder nach 915 datiert werden; die Mühle müsste kurz danach entstanden sein (und gehört damit zu den ältesten Mühlen im gesamten Bergischen Land). Als die Mühle 1841 in ein Hammerwerk umgebaut wurde, geschah dies nicht am alten Standort der Mühle (die fortan als Wohnhaus diente), sondern dazu verlängerte man den Mühlengraben bis zur (später so genannten) Hütte, um genügend Gefälle für ein oberschlächtiges Wasserrad zu erhalten (die alte Mühle hatte nur unterschlächtige Wasserräder). Der Stauteich vor dem ehemaligen Hammerwerk existiert ja noch heute. Schon nach fünf Jahren wurde der Hammer aber wieder aufgegeben und es entstand dort 1846 die erste Erz-Aufbereitung (seit 1852 AG Altenberg), welche die Wasserkraft weiter nutzte. Schließlich wurde die Wasserkraft zuletzt noch für die Turbine des Sägewerkes genutzt (bis in die 1960er Jahre). Literaturhinweise: MÜLLER, G. (1974): Refrath. Geschichte der Stadtteile Bensberg-Refrath und Frankenforst. Ein Beitrag zur Geschichte des Bergischen Landes. Hg. v. P. Bürling. Neustadt/Aisch, 348 S. NICKE, H. (2001): Die Heidenstraße. Geschichte und Landschaft entlang der historischen Landstraße von Köln nach Kassel. - Land und Geschichte zwischen Berg, Wildenburg und Südwestfalen Bd. 6, 221 S., Nümbrecht.
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